Grundlagen des Video Hostings: Encoding & Streaming-Formate
Video Hosting ist das Fundament für Streaming – ob als Video on Demand (VoD) oder Livestreaming.
Warum ist Video Hosting entscheidend für Streaming-Technologien?
Dieser Artikel ist Teil 1 unserer dreiteiligen Serie über die essentiellen Grundlagen des Video Hostings. Video Hosting bildet das Fundament für die Bereitstellung von Videoinhalten im Internet und ermöglicht es, Videos in Echtzeit zu streamen, ohne dass Nutzer sie zuvor vollständig herunterladen müssen. Ob als Video on Demand (VoD) oder als Livestream – moderne Technologien sorgen dafür, dass Videoinhalte sofort und auf Abruf verfügbar sind.
Doch bevor ein Video bereitgestellt oder gestreamt werden kann, sind mehrere zentrale Schritte erforderlich, um die Qualität und Performance des Streams sicherzustellen. Hierbei spielen Encoding, Transcoding und adaptive Bitrate Streaming (ABR) eine entscheidende Rolle. In diesem Artikel gehen wir darauf ein, wie diese Technologien funktionieren und welche Bedeutung sie für eine optimale Streaming-Erfahrung haben.
Ein essenzieller Bestandteil des Video Hostings ist das Encoding, also die Umwandlung von Rohdaten in ein digitales Format, das sich effizient speichern und übertragen lässt. Dabei kommen spezielle Algorithmen, sogenannte Codecs, zum Einsatz, die das Videomaterial in eine optimierte Form bringen. Bekannte Standards sind etwa H.264, H.265 oder AV1.
Wie stark sollte die Kompression sein?
In der Praxis wird oft eine verlustbehaftete Kompression verwendet, bei der nicht alle Bildinformationen beibehalten werden, um die Datenmenge drastisch zu reduzieren. Die Wahl des richtigen CRF-Werts (Constant Rate Factor) ist hierbei entscheidend.
CRF 18-23 für H.264 → Bietet eine gute Balance zwischen Qualität und Dateigröße.
CRF 23-28 für H.265 → Durch bessere Kompression werden niedrigere Bitraten möglich, aber mit höherem Rechenaufwand.
AV1 → Liefert die beste Effizienz, ist aber noch sehr CPU-intensiv und nicht überall verbreitet.
Warum beeinflusst Encoding die Latenz? Encoding hat direkten Einfluss auf die Latenz im Streaming. Eine hohe Kompression kann die Datei verkleinern, aber das Dekodieren verlangsamen. Eine optimierte Balance zwischen Kompression und Qualität ist entscheidend, um niedrige Latenzzeiten zu gewährleisten. Mehr zur Optimierung von Latenz erfährst du in Teil 2 dieser Serie.
Abb. 1: Welcher Codec ist die beste Wahl für Streaming? Unser Vergleich zeigt, wie sich H.264, H.265 und AV1 in Bitrate, Effizienz und Qualität unterscheiden.
Warum Video Transcoding entscheidend ist
Ein Video in einem einzigen Format zu speichern, reicht für eine reibungslose Verbreitung nicht aus. Hier kommt das Transcoding ins Spiel – der Prozess, bei dem ein Video in verschiedene Formate umgewandelt wird, um es für unterschiedliche Endgeräte und Bandbreiten zu optimieren.
Neben der Gerätekompatibilität spielt auch die Anpassung an Netzwerkbedingungen eine entscheidende Rolle.
Internetgeschwindigkeiten können stark variieren – von schnellen Glasfaserverbindungen bis hin zu schwankenden mobilen Netzwerken. Ohne eine flexible Anpassung an die verfügbare Bandbreite kann es schnell zu Pufferungen oder Abbrüchen kommen. Durch die Bereitstellung mehrerer Versionen mit unterschiedlichen Auflösungen und Bitraten kann der jeweilige Videoplayer automatisch die passende Variante auswählen.
Zudem beeinflussen Faktoren wie räumliche Auflösung, Bildwiederholrate und Farbtiefe die Qualität und Dateigröße eines Videos. Eine gut durchdachte Transkodierung sorgt dafür, dass Nutzer eine bestmögliche Videoqualität erhalten – unabhängig von der jeweiligen technischen Umgebung.
Wie funktioniert Adaptive Bitrate Streaming (ABR)?
Ein zentraler Fortschritt im Video Hosting ist das Adaptive Bitrate Streaming (ABR Streaming). Diese Technologie sorgt dafür, dass sich die Videoqualität in Echtzeit an die aktuelle Internetgeschwindigkeit des Zuschauers anpasst. Statt ein einziges Videoformat anzubieten, wird das Video in mehrere Qualitätsstufen kodiert. Der Player überprüft permanent die verfügbare Bandbreite und entscheidet selbstständig, welche Version abgespielt wird. Dies garantiert eine unterbrechungsfreie Wiedergabe, selbst wenn sich die Verbindungsgeschwindigkeit ändert.
Keyframe-Intervalle (GOV) und ihre Bedeutung für ABR
Ein zu großer Keyframe-Abstand (GOP) kann ABR-Optimierung erschweren. Wenn Keyframes zu weit auseinanderliegen, dauert der Wechsel zwischen Qualitätsstufen länger, was zu sichtbaren Artefakten oder Verzögerungen führt.
Empfohlener Keyframe-Abstand für ABR → Maximal das Doppelte der Bildrate (z. B. 4-5 Sekunden für 25 FPS).
Die wichtigsten Streaming-Protokolle im Überblick
HLS (HTTP Live Streaming) wurde von Apple entwickelt und ist eines der meistgenutzten Streaming-Protokolle. Es eignet sich sowohl für Video on Demand als auch für Livestreaming und nutzt Codecs wie H.264 oder H.265. Während HLS anfangs nur mit Apple-Geräten kompatibel war, wird es heute plattformübergreifend unterstützt – allerdings akzeptieren Apple-Geräte nach wie vor ausschließlich dieses Format.
DASH (Dynamic Adaptive Streaming over HTTP) ist ein flexibles Protokoll, das unabhängig von spezifischen Kodierungsformaten funktioniert. Es kann auf nahezu jedem Ursprungsserver eingerichtet werden und ist ein universeller Standard. Apple-Geräte unterstützen DASH jedoch nicht.
HDS (HTTP Dynamic Streaming) wurde ursprünglich von Adobe entwickelt und basiert auf fragmentierten MP4-Dateien (F4F). Es eignet sich für On-Demand- und Livestreaming, hat aber mit dem Ende von Flash an Relevanz verloren und wird heute kaum noch genutzt.
WebRTC ermöglicht extrem niedrige Latenzen für Echtzeitkommunikation und interaktive Streams.
RTMP (Real-Time Messaging Protocol) wird weiterhin für die Übertragung von Live-Streams an Streaming-Plattformen genutzt, bevor sie auf HLS oder DASH umgewandelt werden.
Abb. 2: H.265 vs. H.264 im direkten Vergleich: Trotz identischer Bitrate (8 Mbit/s) bietet H.265 eine deutlich höhere Bildqualität für 4K-Streaming.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
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Was ist der Unterschied zwischen Encoding und Transcoding?
Encoding bezeichnet die Umwandlung von Rohmaterial in ein digitales Format, während Transcoding eine bereits vorhandene Datei in verschiedene Formate oder Auflösungen konvertiert, um sie für verschiedene Geräte und Netzwerke zu optimieren.
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Welche Streaming-Protokolle werden für Video Hosting verwendet?
Die gängigsten Streaming-Protokolle sind HLS (HTTP Live Streaming), DASH (Dynamic Adaptive Streaming over HTTP) und WebRTC für Echtzeitkommunikation.
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Warum ist Adaptive Bitrate Streaming wichtig?
ABR sorgt für eine reibungslose Wiedergabe von Videos, indem es die Qualität des Streams an die verfügbare Bandbreite anpasst. Dadurch wird eine Unterbrechung des Streams oder lange Ladezeiten vermieden.
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Wie beeinflusst Video Hosting die Latenz im Streaming?
Die Wahl der richtigen Encoding- und Transcoding-Strategien kann die Latenz erheblich beeinflussen. Eine zu hohe Kompression kann das Streaming verlangsamen, während eine optimierte Konfiguration die Ladezeiten reduziert.
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Was ist der Unterschied zwischen CRF und CBR?
CRF (Constant Rate Factor) und CBR (Constant Bitrate) sind beide gängige Begriffe in der Videokompression, haben aber unterschiedliche Anwendungsfälle:
CRF (Constant Rate Factor) ist eine qualitätsbasierte Kompressionsmethode. Der Encoder bestimmt die Bitrate dynamisch, um eine konstante visuelle Qualität zu gewährleisten. Je niedriger der CRF-Wert (z. B. 18), desto höher die Qualität und die Dateigröße. Höhere Werte (z. B. 28) reduzieren die Qualität, aber auch die Bitrate und Dateigröße. CRF wird typischerweise für Offline-Encoding (z. B. VOD, Archivierung) verwendet.
CBR (Constant Bitrate) hält die Bitrate konstant und passt die Qualität an, um diesen Wert zu erreichen. CBR wird oft in Livestreaming eingesetzt, weil es eine gleichmäßige Bandbreitennutzung gewährleistet und für Echtzeitanwendungen stabiler ist.
Was nutzen AV-Profis?
- Für Live-Streaming ist CBR (oder manchmal ABR – Adaptive Bitrate) der Standard, da Streaming-Plattformen feste Bitraten erwarten.
- Für VOD und Archivierung wird oft CRF genutzt, weil es eine effizientere Balance zwischen Qualität und Dateigröße bietet.
Wenn es um Video-Qualität geht, ist die "Wahl des richtigen CRF-Werts" eine legitime Aussage. Aber wenn es um Streaming geht, ist die Wahl des richtigen CBR-Werts entscheidender.
Fazit: Die Grundlage für ein optimales Video Hosting
Die Wahl des richtigen Encodings, Transcodings und ABR-Streaming-Ansatzes bestimmt, ob ein Video-Hosting-Dienst stabil läuft. Niedrige Latenz, hohe Effizienz und flexible Bitratenskalierung sind der Schlüssel zu einer optimalen Streaming-Erfahrung.
➡ Weiter zu Teil 2: Latenz – Die Herausforderung von Echtzeit-Streaming https://livespotting.com/de/blog/latenz-im-streaming-optimierung ➡ Weiter zu Teil 3: Video Netzwerke & Streaming-Infrastruktur https://livespotting.com/de/blog/cdn-multi-cdn-streaming